Um einigen in der Ruhr vorkommenden organischen Spurenstoffen auch künftig optimal entgegentreten zu können, wird die bisherige naturnahe Wasseraufbereitung zur Vorsorge um zusätzliche technische Verfahrensschritte ergänzt. Diese Maßnahme setzt die Vorgaben des Programms "Reine Ruhr" des NRW-Umweltministeriums um. Die Wasserwerken Westfalen (WWW) werden insgesamt fünf Anlagen zur weitergehenden Wasseraufbereitung errichten. Die erste ihrer Art ist aktuell im Wasserwerk Echthausen fertiggestellt und läuft im Probebetrieb.
Aus Gründen der Vorsorge wird die bestehende naturnahe Aufbereitung bereits heute an die Anforderungen der Zukunft angepasst. Dazu sollen zusätzliche, über die bisherige Aufbereitungstechnik hinausgehende Reinigungsstufen eine noch höhere Sicherheit gegenüber nicht vorhersehbaren mikrobiologischen oder chemischen Wasserinhaltsstoffen schaffen.
Die Wasserwerke Westfalen haben sich nach mehrjährigen Versuchen für die zusätzlichen Verfahrensschritte Ozonung, Flockung, Mehrschichtfiltration und Aktivkohlefiltration entschieden - das „Schwerter Verfahren“. Des Weiteren gehören zu dem Großprojekt die seit Anfang des Jahres in allen Werken fertiggestellten Anlagen zur Desinfektion mittels UV-Strahlung sowie die Umstellung auf eine physikalische Entsäuerung.
Bis 2020 werden die Wasserwerke Westfalen mit ihren Gesellschaftern DEW21 und GELSENWASSER dafür insgesamt rund 120 Mio. Euro investieren.
Die weitergehenden Aufbereitungsstufen der Wasserwerke Westfalen im Überblick:
Ozonung
Ozon oxidiert auf umweltfreundliche Weise im Wasser gelöstes Eisen und Mangan und bricht persistente organische Verbindungen auf, die dadurch leichter abfiltrierbar sind.
Flockung
Indem ein Flockungsmittel zugesetzt wird, werden feinstverteilte Substanzen in größere "Flocken" überführt. So kann der überwiegende Teil der im Rohwasser enthaltenen Trübstoffe gebunden und anschließend besser herausgefiltert werden.
Mehrschichtfiltration
Das Wasser durchläuft hierbei zwei biologisch aktive Schichten von Filtermaterial, bestehend aus Aktivkoks sowie Quarzsand. Damit können Partikel bestmöglich abgeschieden und klares, trübstofffreies Wasser erzeugt werden. Zusätzlich werden Bakterien beseitigt, organische und anorganische Verbindungen wie Ammonium werden abgebaut.
Adsorption an Korn-Aktivkohle
Mit Aktivkohlefiltern werden nicht bzw. nur schwer biologisch abbaubare organische Stoffe gebunden und aus dem Wasser entfernt, wie zum Beispiel Pflanzenschutzmittel oder Medikamentenrückstände.
Physikalische Entsäuerung
Statt wie bisher weiter mit Natronlauge zu entsäuern, stellt WWW auf ein rein physikalisches Verfahren um, das ohne Zugabe von Chemikalien auskommt. Bei diesem Prozess wird das Wasser in einer Durchflussrinne mit feinperliger Luft durchsetzt. Durch die Luftbläschen wird das im Wasser enthaltene Kohlendioxid ausgetrieben und damit der pH-Wert des Wassers bis zum Kalk-Kohlesäure-Gleichgewicht angehoben.
UV-Desinfektion
Die Umstellung von einem chemischen auf ein physikalisches Verfahren in der Desinfektion mittels UV-Licht ist bereits seit Frühjahr 2016 in allen WWW-Wasserwerken geschehen Die UV-Bestrahlung deaktiviert am Ende der Aufbereitung schnell und sicher eventuell noch im Wasser verbliebene einzelne Mikroorganismen und verhindert so gesichert die Verbreitung von Infektionen. Dieses umweltfreundliche, chemikalienfreie Desinfekti-onsverfahren macht das bisher übliche chemische Desinfektionsmittel Chlordioxid überflüssig.
Das Wasserwerk Echthausen ist das erste von insgesamt fünf WWW-Werken, die um eine weitergehende Aufbereitungsanlage ergänzt werden. Aktuell befindet sich das Wasserwerk in Witten im Umbau. Es folgen die Werke in Westhofen, Hengsen und Halingen.
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