Hohe Niederschlagsmengen und Auswirkungen der Energiekrise prägten die Entwicklung der Trinkwasserversorgung an der Ruhr.
Im Jahr 2023 produzierten die AWWR-Mitgliedsunternehmen rund 234 Mio. m³ Trinkwasser und damit weniger als im Vorjahr (238 Mio. m³). Neben dem Witterungsverlauf hat sich das allgemeine Sparverhalten der Kunden im Zuge der Energiekrise auch auf die Trinkwassernachfrage ausgewirkt.
Für die Trinkwassergewinnung kritische Stoffbelastungen in der Ruhr wurden bei der intensiven Qualitätskontrolle 2023 nicht festgestellt. Weitere Überwachungsparameter der neuen Trinkwasserverordnung, wie z. B. für die PFAS-20 Chemikalien, werden bereits heute eingehalten. Landwirtschaftliche Gewässereinträge waren unkritisch – hier zahlt sich die über 30jährige Kooperation mit der regionalen Landwirtschaft aus. Hervorzuheben ist der 2023 erschienene 50. Ruhrgütebericht von Ruhrverband und AWWR. Er zeigt eindrucksvoll die bisherigen Erfolge beim Gewässerschutz. Die AWWR-Beiträge zum langjährigen Monitoring, ergänzt um Themen zu Qualität, Menge, Innovationen und Nachhaltigkeit unterstreichen das Selbstverständnis u. a. für Transparenz, vorbeugenden Gewässerschutz und Praxisbezug wasserwirtschaftlicher Lösungen.
Mit 77,8 Mio. kWh eigenerzeugten Strom aus Wasserkraft und Photovoltaik konnten die Wasserversorger einen bedeutenden Teil der benötigten Energie selbst erzeugen. Hiervon kamen 2,5 Mio. kWh aus weitgehend neuen PV-Dach- und -Freiflächenanlagen der Mitglieder. Dieses Segment verspricht großes Zuwachspotenzial für die Zukunft. In der akuten Phase der Energiekrise 2022/2023 waren die 11 Wasserkraftwerke der AWWR eine sichere Stütze auch bei denkbaren Black-/Brownouts (unkontrollierter/kontrollierter Stromausfall) der Stromversorgung.
Zusätzlich zur Sicherung der Mindestwasserführung wie in den Trockenphasen der Vorjahre, hat das Talsperrensystem des Ruhrverbands zum Jahreswechsel einen wertvollen Beitrag zum Hochwasserschutz geleistet. Dennoch sind längere Trockenphasen wie 2018 – 2020 erneut zu erwarten. Auch die Jahresmitteltemperatur der Luft ist im Ruhreinzugsgebiet bereits deutlich angestiegen (10,2 Grad Celsius). Bernd Heinz, Vorsitzender der AWWR: „Wichtigstes Ziel bleibt eine flexiblere Talsperrenbewirtschaftung, um für künftige Extremperioden vorbereitet zu sein. Hierzu zeichnet sich eine baldige Anpassung des Ruhrverbandsgesetzes ab, was wir als AWWR sehr begrüßen. Nur so ist eine Resilienzstärkung der Trinkwasserversorgung für 4,5 Mio. Menschen schnell zu erreichen“.
Auch die Wasserversorger an der Ruhr leiden unter langwierigen und komplexen Genehmigungsverfahren. Bernd Heinz: „Wir benötigen Beschleunigungs- und Vereinfachungsverfahren analog zur Praxis bei den erneuerbaren Energien für die notwendigen Anpassungsmaßnahmen in der Trinkwasserversorgung. Unsere Mitglieder wollen zügig investieren, z. B. in Verbundsysteme, Hochwasserschutz, regenerative Energien und Resilienzmaßnahmen. Eine überbordende Bürokratie hemmt gewaltig und es ist keine Verbesserung in Sicht.“
Für 2024 sind gut gefüllte Talsperren und die absehbare Anpassung der Talsperrenbewirtschaftung positive Zeichen für eine sichere und qualitativ hochwertige Trinkwasserversorgung an der Ruhr. Dennoch sieht die AWWR eine erhöhte Anpassung- und Umsetzungsgeschwindigkeit als dringend notwendig an.